Die Schweiz, ein teures Pflaster für Zahnmedizin ?

18. Februar 2016
Dr. med. dent. Alexander Amberg, Oberentfelden

Es ist aus Patientensicht naheliegend, die Tarife mit dem Ausland zu vergleichen, beispielsweise mit dem Paradebeispiel Ungarn. Seit der Personenfreizügigkeit verlagern sich allerdings die Nachteile des Dentaltourismus in die Schweiz. Die ausländischen Zahnärzte praktizieren hier mit qualitativ unterschiedlichsten Ausbildungsniveaus. Sie arbeiten oft im Rotationsverfahren mit Anstellungsverhältnissen von  manchmal weniger als drei Monaten und behandeln viele Patienten in kurzer Zeit. Eine weiterführende Behandlung wird dann notgedrungen von einem anderen Zahnarzt durchgeführt. Dadurch sinkt automatisch die Qualität. Komplexe Zahntechnik wird häufig in China gefertigt, ohne dass der finanzielle Gewinn dem Patienten gutgeschrieben wird. Gleichzeitig wird die in der Schweiz hochgehaltene Deklarationspflicht vernachlässigt. Ob sich eine „Discountpraxis“ im In- oder Ausland befindet, spielt für den Patienten im Rechtsfall oft keine Rolle, weil der zuständige Zahnarzt meist nicht mehr auffindbar ist. Daher bedeutet billig nicht unbedingt kostengünstig.

Warum ist die Schweizer Zahnmedizin teurer?

Dass die Löhne und die Betriebskosten in der Schweiz höher sind, muss hier nicht weiter erläutert werden. Was zählt, ist die Ausbildung der Fachpersonen, vom Zahnarzt über die Dentalassistentin bis zur Dentalhygienikerin. Zahnärzte „ made in Switzerland“ haben eine hervorragende Aus- und Weiterbildung genossen. Das Grundstudium beinhaltet 4 Semester Human- und 6 Semester Zahnmedizin sowie einen Grundkurs in Zahntechnik. Die der Schweizerischen Zahnärztegesellschaft SSO angeschlossenen Mitglieder werden zu jährlich 80 Stunden Fortbildung verpflichtet. Auch müssen sie sich an die SSO Qualitäts- und Transparenzrichtlinien halten. In der Schweiz ausgebildete Zahnärzte garantieren eine hochstehende Behandlung nach den neusten zahnmedizinischen Standards. Sie sind zudem der Zahnerhaltung verpflichtet, denn vorbeugen ist besser als heilen. Eine Studie der deutschen Zahnärztekammer zeigt, dass die Prophylaxebehandlungen in der Schweiz sogar günstiger sind als in Deutschland.

Der Familienzahnarzt

Wichtig für eine längerfristig gute Behandlung ist das Vertrauensverhältnis zwischen Patient und Zahnarzt. Der “Familienzahnarzt“ kennt seine Patienten, ihre Gewohnheiten und ihr Gesundheitszustand vielleicht schon seit Jahren. Im gemeinsamen Gespräch finden sich so individuelle Lösungen. Allenfalls können gewisse Befunde beobachtet und zu einem späteren Zeitpunkt behandelt werden. Solche Massnahmen können auch zur finanziellen Entlastung beitragen. Machen Sie sich Ihren Zahnarzt zum Partner!

 

Autor: Dr. med. dent. Alexander Amberg, Oberentfelden; Vorstandsmitglied SSO Aargau

 

 

1 Schweizerische Stiftung für Patientenschutz SPO / Newsletter 15.3.2013
2 SSO 29.6.2011
3 Bundeszahnärztekammer, Preisvergleich zahnärztlicher Leistung im europäischen Kontext, Köln 2015